Atomunfall in Harrisburg (USA): Kernschmelze im Atomkraftwerk (1979)

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Es war im Jahr 1979, als die USA beim Atomunfall in Harrisburg kurz vor einer verheerenden Katastrophe standen: damals schmolz der Reaktorkern bis fast zur Hälfte. Ganz ohne Tornado, Erdbeben oder eine sonstige Naturgewalt wäre um ein Haar eine der größten Katastrophen des Landes passiert.

Was war im Atomkraftwerk in Harrisburg geschehen?

Anfangs sah am Abend des 27. März 1979 noch alles ruhig aus: Die Techniker traten ihre Schicht gegen 22:00 Uhr an und der zweite Meiler im Three Mile Island Kernkraftwerk versah seinen Dienst – schließlich war er ja auch noch brandneu. Erst drei Monate vor diesem Datum war er ans Netz gegangen. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass irgendetwas schieflaufen könnte.

Es war 04:00 Uhr am nächsten Morgen, als sich zwei Kühlpumpen abschalteten. Das war noch nicht außergewöhnlich und konnte an eingedrungener Feuchtigkeit liegen – kein Problem, es handelte sich um Pumpen im Sekundärkreislauf und der ist nicht radioaktiv. Die Gefahr besteht bei einem solchen Vorkommnis aber darin, dass der Dampferzeuger im Primärkreislauf nicht mehr gekühlt wird – zu diesem gehört aber auch der Reaktorkern.

Wieso konnte die Kernschmelze im Atomkraftwerk in Harrisburg einsetzen?

Nur wenige Sekunden später schalten sich Turbine und Reaktor ab, in den Kern fallen die Steuerstäbe. Die Nachzerfallwärme ist sehr hoch, daher muss der Kern immer noch gekühlt werden. Der Druck steigt, weil die Turbine ausgefallen ist. Das Sicherheitsventil bleibt geöffnet, obwohl es sich nach zehn Sekunden wieder schließen sollte. Dieses hat noch nicht einmal eine Fehleranzeige auf der Schalttafel.

Die beiden Techniker wissen nicht, dass das Kühlwasser nicht mehr bei dem Kern ankommt, sie gehen davon aus, dass eine ausreichende Kühlung vorliegt. Die Druckmessung im Dampftauscher hat ein klares Ergebnis gebracht, der Druck scheint stabilisiert zu sein.

Der Wasserspiegel im Reaktorkern schnellt in die Höhe, die Schalttafel zeigt alle möglichen Fehlermeldungen. Nun gibt es auch die erste Warnung zu einer radioaktiven Strahlung. Gegen 04:15 Uhr läuft Wasser in den Sicherheitsbehälter, dieses ist bereits radioaktiv. Bis um 05:20 Uhr fehlt bereits ein Drittel des Kühlwassers, der Reaktor ist außer Kontrolle. Die Brennstäbe sind freigelegt und haben inzwischen eine Temperatur von 2000 °C. Gegen 06:00 Uhr morgens wird die Radioaktivität außerhalb des Reaktors bemerkt, der Ausnahmezustand wird um 06:56 Uhr ausgerufen. Kurz darauf gilt dieser auch für die Umgebung.

Wie ging es in Harrisburg weiter?

Der Kampf gegen eine Explosion dauerte einige Tage, wobei die Wasserblase oberhalb der Brennstäbe das größte Problem darstellte. Doch hier haben alle Beteiligten Glück im Unglück, denn das Gas entzündete sich nicht. Die radioaktive Masse gelangte nicht nach außen, sondern verblieb im Auffangbecken. Am 3. April 1979 kommt die Entwarnung – die Explosion ist nicht mehr wahrscheinlich. Endgültig unter Kontrolle ist der Reaktor aber erst etwa einen Monat später.

Eine Untersuchungskommission vollzog den Vorfall nach und kam Ende Oktober des Jahres 1979 zu dem Schluss, dass der Reaktor bis 1984 wieder komplett saniert sein könnte. Dann könnte er wieder ans Netz gehen. Das erwies sich als absolute Fehleinschätzung. Die ersten Menschen gingen erst im Sommer 1980 in den Reaktor, die Aufräumarbeiten starteten 1984. Sämtliche Reaktorteile mussten zerlegt werden, was eine mühevolle Kleinarbeit darstellte. Rund elf Jahre lang dauerten die Aufräumarbeiten, an denen insgesamt etwa 3000 Experten beteiligt waren. Die Kosten dafür betrugen etwa eine Milliarde Dollar – so viel hatte nicht einmal der neue Reaktor gekostet.


Bildnachweis: © morguefile.com – SandJLikins

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